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Polen: die Überraschung

Zuerst mal kurz zurück nach Schweden:


In Schweden angekommen, waren wir uns zunächst unsicher, wie lange wir noch in Skandinavien verweilen sollten. Wir merkten langsam, dass unsere Reisepläne für drei Monate ziemlich ambitioniert sind. Zum Glück nahm uns der Wetterbericht für die kommenden Tage die Entscheidung ab: wir entschieden uns, Schweden nach wenigen Tagen zu verlassen und mit der Fähre von Trelleborg ins polnische Swinemünde überzusetzen.


Von Polen hatten wir nicht genau eine Vorstellung, was uns erwarten sollte. Wir würden lügen, wenn wir ganz vorurteilsfrei an das Land heran gegangen wären. Völlig unbegründet: es hat sich innert kürzester Zeit als eines unserer bisherigen Highlights dieser Reise entpuppt.


Auf unserem Weg nach Warschau machten wir Halt auf einem kleinen Campingplatz, welcher zu einem Hotel mit Gasthaus gehört. Natürlich nutzten wir die Chance gleich, um eine polnische Spezialität auszuprobieren: Pierogi. Dabei handelt es sich um Teigtaschen, welche mit Hackfleisch, Kartoffeln, Sauerkraut, Pilzen oder etlichen anderen Variationen gefüllt sind. Bereits hier haben wir Polen ins Herz geschlossen, denn das Essen war köstlich und unser Gastgeber Jan wahnsinnig nett - etwas, was sich während unseres Aufenthalts in Polen nie ändern sollte.

Pierogi...

...in sämtlichen Variationen

Nach einer weiteren Nacht auf einem Campingplatz irgendwo in der polnischen Pampas, ging es schlussendlich weiter nach Warschau. Nach 32 Übernachtungen im Bus endete auch vorerst Mal unsere Zeit in unserer fahrenden Unterkunft. Wir gönnten uns für den Aufenthalt in Warschau ein Airbnb, um mal wieder unsere Klamotten zu waschen und die Annehmlichkeiten zu geniessen. Wahnsinn, wie schnell einem eine richtige Wohnung plötzlich wie der grösste Luxus vorkommt!

Schlossplatz Warschau

Nachdem uns Adrianne und Huib nach unserer Panne in Norwegen "verlassen" hatten, entschlossen sie sich, uns stattdessen nun auch noch ein Stück nach Polen zu begleiten. Wir trafen uns am nächsten Tag in unseren Airbnb und machten uns zusammen auf den Weg in die Innenstadt. Die Warschauer Altstadt ist das historische Zentrum der Stadt. Sie wurde nach der völligen Zerstörung im zweiten Weltkrieg 1944 im Zeitraum von 1949 bis 1955 weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut.

In der Warschauer Altstadt

Am Abend hatten wir einen Pub Crawl gebucht und trafen auf eine bunte Mischung aus Menschen unterschiedlicher Nationen. Die einstündige Open Bar am Anfang brachte alle in Feierlaune und es machte riesigen Spass, mit unseren neuen Freunden durch Warschau zu ziehen - auch wenn der nachfolgende Sightseeing-Tag etwas hart war. :)


Nachdem wir uns von den Strapazen in Warschau erholt hatten, ging die Fahrt weiter ins südliche Krakau. Eine Stadt, in die wir uns schnell verliebten. Vor allem das jüdische Viertel Kazimierz hat es uns mit seinen tollen Restaurants und Bars angetan. Es hat ein ganz besonderes Flair, mit seinen engen Gassen und mit den mit tausenden Graffiti besprühten Wänden. Nur wenig lässt noch die traurige Geschichte dieses Ortes erahnen.


Im März 1941 marschierte die Wehrmacht in Krakau ein. Alle Juden wurden gezwungen, in das Ghetto im Stadtviertel Podgorze umzusiedeln, von wo aus sie später in die verschiedenen Konzentrationslager deportiert wurden. Nur wenige Juden überlebten dies.



Im jüdischen Viertel Kazimierz

Wir besuchten am Folgetag das Museum der Schindler-Fabrik, welche den meisten hauptsächlich vom Film "Schindler's Liste" bekannt ist. Darin beschäftigte der deutsche Oskar Schindler etwa 1100 Juden eigens in seinen Fabriken, um sie von einer Abschiebung in eines der Vernichtungslager zu schützen.


Für den nächsten Tag hatten wir eine Tour nach Auschwitz gebucht, fast ein Muss, wenn man in der Gegend ist. Es ist ein beklemmendes Gefühl, dieses ehemalige Konzentrationslager zu besuchen. Die Erzählungen über die unglaublichen Gräueltaten aus dieser Zeit sind nur schwierig zu ertragen und es ist ein surreales Gefühl, durch diese tristen, kalten Barracken zu gehen, in denen so viele Menschen auf ihren sicheren Tod warteten.


Die Schlussworte unseres Tourguides in Warschau wird uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben:


"Wir alle werden nach dieser Führung wieder nach Hause gehen können. In ein warmes Bett, in ein sicheres Zuhause. Wir haben genügend zu essen. Wir können sogar aussuchen, was wir essen wollen. Das alles hatten die Insassen hier damals nicht. Die meisten von ihnen gingen nie mehr nach Hause. Vergesst das alles nicht, damit sowas wie hier nie wieder passieren kann."
Auschwitz-Birkenau

Nach dem Besuch in Auschwitz, war es schon wieder an der Zeit, Krakau zu verlassen. Wir fuhren weiter in das Tatra-Gebirge an der Grenze zur Slowakei, wo wir mal wieder etwas Natur genossen und eine Wanderung in den Bergen unternahmen.


Polen hat uns überrascht - es ist interessant, vielfältig, bunt und definitiv eine Reise wert. Müssten wir bereits jetzt ein Fazit ziehen, würde das Land wahrscheinlich sogar auf dem Siegertreppchen der bis anhin besuchten Länder stehen. Wir kommen bestimmt zurück!









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