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kerstinstuder

Philippinen

Aktualisiert: 1. Feb.

Es hat ziemlich lange gedauert, bis wir uns auf das nächste Reiseziel geeinigt hatten. Wir haben gefühlt Tage auf Webseiten von Fluganbietern verbracht, um die sinnvollste Route ausfindig zu machen. Schlussendlich fiel die Wahl auf ein Land, dass wir eigentlich erst nach Australien besuchen wollten: die Philippinen. Ehrlich gesagt waren wir beide etwas "Asien-müde", aber aufgrund der Flugpreise machte dies einfach am meisten Sinn


Wir buchten also einen Flug von Bangkok nach Manila und von dort weiter nach Cebu. Der Flug nach Manila war zunächst problemlos. Wir hatten zudem eine Umsteigezeit von fast drei Stunden und wir stiegen in Manila einigermassen entspannt aus dem Flieger. Was wir jedoch nicht wussten: in Manila muss man selbstständig mitsamt Gepäck vom Internationalen Terminal zum Terminal für Inlandsflüge wechseln. Das heisst, man muss zuerst mal durch die Passkontrolle. Die rund 200 Meter lange Schlange verhiess nichts Gutes und wir verloren fast eine Stunde, bis wir endlich den neuen Stempel in unserem Reisepass entgegen nehmen konnten. Danach mussten wir unser Gepäck bei der Gepäckausgabe abholen, um damit zum zirka 15 Fahrtminuten entfernten Terminal für den Anschlussflug zu wechseln.


Der Flughafen Manila ist etwas vom Verwirrendsten, was wir während unserer bisherigen Reise antreffen konnten. Die Uhr tickte und wir versuchten, irgendwie den Weg zum Terminal 2 zu finden. Irgendwann verliessen wir den Flughafen auf der Suche nach einem Bus, der uns zum anderen Terminal fährt. Leider gelang es uns auch nicht, uns ins Flughafen-Wlan einzuloggen, um ein Grab (asiatisches Uber) zu bestellen. Eine philippinische SIM-Karte hatten wir natürlich auch noch nicht...


In diesem Moment kam alles zusammen: wir merkten, wie uns die Zeit davonläuft, wir waren müde vom vorhergehenden Flug, hatten kein Internet und keine Ahnung, wo der Flughafenbus fahren soll. Das Flughafenpersonal schickte uns erneut woanders hin, wo ein Taxifahrer auf uns zukam und uns anbot, uns zum Terminal 2 zu fahren. Wir sind ja beide eigentlich schon ziemlich viel gereist und hätten wissen müssen, dass an der Sache etwas faul ist. Wie auch immer, wir wollten einfach nur den Anschlussflug erwischen, stiegen in das Taxi ein und fragten im Eifer des Gefechts nicht, wie viel die Fahrt kosten soll. Zudem sass auf dem Beifahrersitz ein weiterer Mann, was uns auch komisch vorkam. Aber egal, so viel kann eine gemäss Fahrer 10-minütige Fahrt ja nicht kosten, oder?


Kurz nachdem wir losfuhren, entdeckten wir im Auto ein laminiertes Blatt mit Fahrtpreisen. Darauf stand: Terminal 1 to Terminal 2: 12'000 Philippinische Pesos - umgerechnet 185 Schweizer Franken. Wir sprachen den Fahrer darauf an, im Gedanken, dass das wohl ein Tippfehler ist. Aber nein, er bestätigte den Preis erneut. Wir sagten ihm sofort, dass wir den Preis nicht bezahlen werden, und er uns ansonsten zurückfahren soll. Es entstand eine ziemlich hitzige Diskussion und er lenkte irgendwann ein, uns zum ursprünglichen Terminal zurückzufahren. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt auf der Autobahn, es war dunkel und wir hatten keinen Handyempfang. Es war uns mittlerweile egal, dass wir den Weiterflug verpassen könnten.


Während unserer ganzen bisherigen Reise war dies der erste Zeitpunkt, an welchem wir uns wirklich unwohl gefühlt hatten. Unsere Rucksäcke befanden sich im Kofferraum und der Beifahrer warf ständig bedrohliche Blicke auf uns. Irgendwann fragte er uns, wie viel Bargeld wir dabeihaben. Wir sagten ihm, dass wir noch Thai Baht haben, umgerechnet ungefähr 60 Schweizer Franken. Er lenkte dann plötzlich ein und der Fahrer fuhr wie ein Verrückter weiter auf der Autobahn und schlussendlich zum richtigen Terminal. Wir stiegen aus, schnappten unsere Rucksäcke und drückten den Typen unser restliches Thai-Geld in die Hand. Auch wenn wir immer noch viel zu viel bezahlt hatten, waren wir einfach froh, unbeschadet und mitsamt unserer Habseligkeiten aus dem Taxi rausgekommen zu sein. Wir werden die Erfahrung als Lehrgeld abbuchen und werden so einen Fehler nicht nochmals machen. Übrigens: unser Anschluss Flug hatte 2 Stunden Verspätung... wir hätten also in aller Seelenruhe nach dem Flughafenshuttle suchen können.


Schlussendlich erwischten wir den Flug nach Cebu, schleppten unser Gepäck dort wieder durch den ganzen Flughafen, um eine SIM-Karte zu kaufen, und buchten dann ein Grab in unser Hotel. Ehrlich gesagt: unsere Motivation für die Philippinen war zu diesem Zeitpunkt unter den Nullpunkt gefallen.


Für uns beide war klar, dass wir keine Zeit mehr in philippinischen Städten verbringen wollen und wir machten uns am Morgen gleich auf den Weg zum Fährhafen, um eine Fähre nach Panglao zu erwischen.

Vom Hafen ging es weiter nach Alona Beach. Die Insel ist bekannt für ihre weissen Sandstrände und die artenreiche Unterwasser- und Tierwelt. Da unsere Motivation, uns mit weiteren zwielichten Taxifahrern rumzuschlagen, sehr gering war, buchten wir für den nächsten Tag einen privaten Guide, um die Insel zu erkunden.


Wir besuchten zuerst die Chocolate Hills, deren Namen davon stammt, dass deren Hügelkuppe in trockenen Zeiten eine braune Farbe annimmt.


Chocolate Hills auf Panglao / Bohol

Weiter ging es dann in ein Tarsier-Sanctuary. Die Tarier (auf Deutsch Koboldmaki) sind die kleinsten Affen der Welt und sind auf wenigen Inseln heimisch und es war unglaublich, die kleinen Tiere mal live zu erleben. Die Äffchen sind übrigens auf den Philippinischen streng geschützt und es ist beispielsweise verboten, Touristen die Tiere berühren zu lassen.


Ein kleiner Tarsier

Dorf zwischen Reisfeldern auf Panglao

Am Folgetag packten wir unsere Taucherbrillen und Schnorchel und machten uns auf den Weg zu einem ganz besonderen Schnorchelspot. In dieser Bucht an der Küste Panglao's sammeln sich hunderttausende Sardinen, welche in riesigen Schwärmen durch das Wasser preschen. Es ist fast schon surreal, durch die riesige Menge an Fischen zu schwimmen und ihnen zuzusehen, wie sie auseinander schwärmen und sich kurz darauf wieder in perfektem Einklang vereinen.


Das Ganze ist übrigens ein Schutzmechanismus der Sardinen: Feinde wie Thunfische oder Makrelen sind von der ungeheuren Auswahl überfordert, denn sie sind darauf programmiert, einzelne Fische zu jagen. Durch die riesigen Schwärme fällt es denn Räubern schwierig, sich auf ein einzelnes Beutetier zu konzentrieren und somit einzelne Fische zu jagen.


Max beim tauchen mit den Sardinen

Für den letzten Tag auf Panglao buchten wir einen Ausflug nach Apo Island, eine winzige Insel, welche eine 45-minütige Bootsfahrt entfernt ist. Apo Island ist hauptsächlich bekannt für wahnsinnig schöne Tauch- und Schnorchelspots. Auf der ganzen Insel gibt es nur zwei kleine Resorts, fliessendes Wasser gibt es nicht. Die Einheimischen leben in einfachsten Verhältnissen und verdienen ihr Geld hauptsächlich als Schnorchel- und Tauchguides für Touristen.


An der Küste Apo Islands trafen wir auf das schönste und lebendigste Korallenriff, welches wir auf der gesamten Reise bis anhin gesehen hatten. Dieses ist speziell geschützt und das Schnorcheln und tauchen ist nur mit lokalen Guides gestattet, um sicherzustellen, dass am Riff nichts beschädigt wird.


Apo Island
Korallenriff bei Apo Island
Eine der vielen Schildkröten

Spätestens nach dem Ausflug auf Apo Island hatten wir unsere Meinung zu den Philippinen definitiv geändert - seit wir Manila verlassen haben, waren die Menschen unglaublich nett und hilfsbereit und wir fingen wieder an, uns zu entspannen und die Erlebnisse so richtig zu geniessen.



Nun war es auch schon wieder Zeit für die nächste Fähre. Ohne diese kommt man auf den Philippinen mit seinen 7'641 Inseln übrigens definitiv nicht weit - sehr zu meinem Leidwesen, denn mir wird praktisch bei jeder Bootsfahrt schlecht.


Das Ziel war die Insel Siquijor, auf welcher wir drei Nächte verbrachten. Dies ist der Ort, an welchem wir wirklich sprachlos über die Schönheit der Philippinen waren. Da wir nicht wieder von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Tourguides abhängig sein wollten, mieteten wir beim Hotel einen Roller, um die Insel zu erkunden.


Ein neuer Freund auf Siquijor

Wir fuhren zu den Cambugahay Falls, kleine Wasserfälle, eingebetet in einen grünen Dschungel aus Palmen und vielen anderen exotischen Pflanzen. Das Wasser war türkisblau und sah aus, als hätte man einen Instagram-Filter darüber gelegt... Beim Hauptbecken haben die Einheimischen erhöhte Podeste gebaut, von denen man mit Lianen ins Wasser springen konnte. Wir hatten unglaublich viel Spass und wollten den Ort kaum wieder verlassen.


Für dieses Bild hat Max seine Drohne gecrasht...

Cambugahay Falls

Als nächstes besuchten wir auch noch den Sambulawan Underground River, welche sich gleich in der Nähe befinden. Dabei handelt es sich um einen "Fluss", welcher sich mehrere hundert Meter unterirdisch durch eine Höhle schlängelt. Es ist definitiv nichts für Menschen mit Platzangst, durch die enge, dunkle Höhle zu schwimmen, aber eine einmalige Erfahrung! Auch unser Guide war sehr unterhaltsam und hat sich viel Mühe gegeben, tolle Bilder (....) von uns zu machen.


Sambulawan Underground River

Das eigentlich Highlight Siquijor war es aber, mit dem Roller kreuz und quer über die Insel zu fahren, durch kleine Dörfer, entlang von traumhaften Sandstränden und von Palmen gesäumten Strassen. Es waren aber vor allem die Menschen, die die Philippinen so besonders machen: jeder winkte uns beim vorbeifahren zu, die Kinder gaben High Fives, alle hatten ein Lachen im Gesicht. Wir verliebten uns in die Philippinen und deren Menschen, die soviel Lebensfreude ausstrahlen, obwohl sie so wenig besitzen.





Unterwegs auf Siquijor

Leider war es auch schon wieder Zeit, uns von der Insel zu verabschieden. Viel zu früh, wir wären gerne noch geblieben. Es stand also die nächste Fährfahrt an, zurück auf die Insel Cebu. Der öffentliche Verkehr auf den Philippinen ist nicht ganz einfach und alles nimmt viel mehr Zeit in Anspruch, als man eigentlich denkt. Nach unserer Ankunft am Hafen stand deshalb noch eine 2-stündige, schüttelnde, Tricycle-Fahrt an, bis wir unser Ziel erreicht hatten: Moalboal.


Das Hauptverkehrsmittel Nr. 1: das Tricycle

Moalboal suchten wir aus, weil es hier eine gute Freediving-Schule gibt, bei der Max seinen Aida-3 Freediving-Kurs machen konnte. Es ist aber ebenfalls bekannt für seine Sardinen-Schwärme, die sich gleich an der Küste tummeln und ist ein kleiner belebter Küstenort, der trotz vieler Touristen seinen Charme behalten hat.


Früchtestand in Moalboal

Wir mieteten erneut einen Roller, um mehr von der Insel zu sehen. Auf dem Weg zu einem abgelegenen Wasserfall gingen wir durch den Dschungel und trafen auf einige kleine, einfache Hütten. Dort befand sich eine ältere Frau mit ihren Enkeln und war dabei, geröstete Kakaobohnen zu schälen. Wir kamen ins Gespräch, denn sie sprach erstaunlich gut Englisch. Sie erklärte uns den Verarbeitungsprozess der Bohnen und liess sie uns probieren. Die Begegnung war wirklich schön und als wir uns verabschiedeten, liess sie es sich nicht nehmen, uns eine ganze Tüte der Kakaobohnen zu schenken. Wir sind nun schon über 5 Monate unterwegs, aber so eine Herzlichkeit wie auf den Philippinen, haben wir sonst nirgendwo angetroffen.



Mit dem Roller oder der Motocross durch die philippinische Inselwelt zu fahren, ist unvergleichbar und wir hätten noch viel mehr Zeit damit verbringen können. Man entdeckt immer wieder etwas Neues, auch wenn die Strassenverhältnisse teilweise etwas anspruchsvoll sind.


Don't be gentle...
...it's a rental.

Von Moalboal aus machten wir auch einen Ausflug zu den berühmten Kawasan-Falls. Oberhalb der Wasserfälle führt der Fluss Kawasan durch eine enge Schlucht mit hohen Felswänden. Sie eignet sich perfekt fürs Canyoneering, was wir uns nicht nehmen lassen wollten. Wir hatten das Glück, zwei Guides nur für uns zu haben und dadurch ganz in unserem Tempo von den Klippen ins türkisfarbene Wasser zu springen.





Canyoneering im Kawasan River

Die Zeit auf den Philippinen ging viel zu schnell vorbei, denn wir haben hier ein kleines Paradies vorgefunden, dass auf den von uns besuchten Inseln noch nicht dem Massentourismus zum Opfer gefallen ist. Der Start war sehr holprig, aber wir sind froh, können wir das Land mit einem so positiven Gefühl verlassen. Wenn wir nicht schon einen Flug nach Australien gebucht hätten, hätten wir den Aufenthalt definitiv noch verlängert.


Die Philippinen können bezüglich der Infrastruktur definitiv noch nicht mit Ländern wie Thailand mithalten, und von A nach B zu kommen, ist teilweise lang und beschwerlich. Dies wird für uns aber gutgemacht durch die unglaubliche Herzlichkeit der Menschen und die unberührte, wunderschöne Natur, die wir sonst noch nirgendwo so angetroffen haben.


Nach 3.5 Monaten in Asien freuen uns jetzt aber auch wieder auf ein westlich geprägtes Land - dieses Mal zum Glück ohne umsteigen in Manila!


Ein letztes San Miguel in Moalboal






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